Hallo erstmal an Alle,
ich bin 25 Jahre alt und bin zum ersten Mal vor 10 Jahren mit dem Spielen in Kontakt gekommen. Ich denke mein Verlauf ist bis auf wenige Ausnahmen sehr klassisch und ich diene somit als absolutes Musterbeispiel, wie man spielsüchtig wird.
Ich war damals in einer Kneipe zum Billiard spielen und kam dort zum ersten Mal, wenn man das Billiardspielen weglässt, mit dem Spiel in Kontakt, indem ich damals 5 Mark in einen Spielautomaten warf. Was geschah ?? Ihr wisst es !!!
Ich gewann gleich mal 120 Mark und ging sehr relaxed und fröhlich nach Hause.
Die ganze Sache nahm von dort an ihren Lauf. Ich fing an Billiard nicht mehr einfach nur so zu spielen, sondern um Geld. Dies brachte mich auch direkt in meine ersten Schulden von 300 Mark( was damals für mich eine enorme Summe war). Dieses Geld mussten meine Eltern für mich aufbringen, die zwar sauer waren, sich jedoch dabei natürlich noch nichts weiters erdenken konnten.
Ich muss dazu sagen, dass ich aus einem Haushalt komme, dem es finanziell relativ gut geht.
Die Automatenära begann und ich ging regelmäßig spielen. Zunächst weiterhin in der besagten Kneipe, bis ich irgendwann mal mitbekam, dass man nur in den Zug steigen muss, um die Auswahl zwischen mehreren Spielhöllen zu haben, in welchen man natürlich mehr Geld gewinnen kann !!!! :-)
Ich schwänzte häufig die Schule und ging stattdessen zocken. Zu diesem Zeitpunkt finanzierte ich mir mein Spiel noch durch hartes Arbeiten, da ich immer 2-3 verschiedenen Jobs nachging.
Nach einiger Zeit kam ich in meine erste schwerer Krise und konnte meinen damals ersten Schuldenberg von 2500 Mark nicht mehr alleine aufbringen und musste es meiner Familie beichten, die mir sofort geholfen hat und ich habe natürlich gesagt, dass ich nie mehr spielen werde, um danach einfach fleißig weiterzuspielen im Glauben das war alles nur Pech.
Ich muß das ganze jetzt ein bisschen abkürzen, da ich sonst in 1 Monat noch hier am schreiben sitzen würde.
Es folgten bestimmt 10 weitere Schuldenkrisen, die dann ab meinem 18. Lebensjahr natürlich nicht nur aus schlichten Spielhöllen, sondern eben auch aus der Spielbank stammten.
Es wurde mir immer wieder aus den Schulden geholfen, jedoch im Glauben, dass meine Schulden einfach aus einem zu guten Lebenswandel stammten und der Tatsache, dass ich nicht mit Geld umgehen könne.Ich schätze, dass ich mitlerweile auch bei ca. 35 000 Euro angelangt bin, die ich glücklicherweise keiner Bank oder einem sonstigen Gläubiger schulde, sondern lediglich meinem Gewissen.
Gespielt habe ich alles !! ( Geldspielgeräte, Spielbank, Onlinecasinos, Sportwetten, Lotto, Karten u.v.m.)
Der Grund, weshalb ich diesen Beitrag heute hier reinsetze ist, dass ich mich wieder in einer Krise befinde und mich inzwischen so schäme, dass ich heute einen Brief an meine Familie verfasst habe, in der ich Sie ein letztes Mal um Aushilfe bitte.
Ich habe eine sehr liebe Freundin und einen super familiären Rückhalt und frage mich oft, wie es Spielern ergeht, die das nicht haben.Meiner Freundin habe ich von den Eskapaden in meiner Vergangenheit erzählt und sie steht voll hinter mir.
Ich habe mal wieder beschlossen mit dem Spielen aufzuhören und bin mir sicher, dass ich, so schlimm es klingt, nur so tief in diese Abhängigkeit reingeraten konnte, da mir die ganzen Jahre immerwieder geholfen wurde.
Das Problem an der ganzen Sache ist jedoch folgendes, dass ich die 5 000 Euro, die ich jetzt wieder brauche auch wirklich brauche, da ich ja ansonsten die größten Schwierigkeiten bekomme mit den ganzen Gläubigern.Deshalb habe ich mich heute an meine Familie gewandt, denn ich studiere nebenher auch noch und brauche meine Kraft und Konzentration an und für sich für mein Studium.
Ich habe mir heute Morgen ehrlich und aufrichtig vorgenommen, dem ganzen Wahnsinn ein Ende zu setzten und habe es auch meiner Freundin erzählt.
Ich hoffe, dass mir erneut geholfen wird und ich dann die Kraft und Vernunft besitze, dem ganzen ein Ende zu setzen.
Ich bin ein sehr selbstbewusster junger Mann und gehöre "noch" nicht zu der Kategorie derer, die gerne bemitleidet werden.
Ich denke, wenn ich erneut Hilfe bekomme ist es als Ergänzung zu meinem fest bestehenden Willen das einzig richtige, mir professionelle Unterstützung zu holen.
Viele Spieler stellen sich die Frage, ob Sie denn wirklich spielabhängig sind.
Meine Antwort: Ein Mensch ist ab dem Zeitpunkt spielsüchtig, ab dem er zum ersten Mal meint, aus rationalen Gründen heraus, das Spielen etwas anderem, elementar wichtigem, vorzuziehen.( wohlbemerkt in der absoluten Überzeugung das Spielen sei jetzt wichtiger)
Ich freue mich über Antworten/Analysen zu meinem relativ breiten Beitrag und wünsche mir und Euch allen, die unter der gleichen Problemsituation leiden einen starken Willen und verdammtnochmal den ENDSIEG !!
Viele Grüße,
Lutz (Spieler)