Hallo Dora,
Du hast bereits den ersten, wichtigen Schritt aus Deiner Sicht gemacht, indem Du Deinem Lebensgefährten die Bürgschaft für den Kredit verweigert hast. Wie soll er denn sonst irgendwann zu der Erkenntnis kommen, daß etwas nicht stimmt mit ihm? Bedenke, Spieler würden an jeder Schauspielschule mit Kusshand genommen, wenn Du verstehst was ich meine. Und wenn bei ihm noch nicht einmal die Erkenntnis da ist, daß er was ändern muss... Du hast völlig richtig gehandelt.
Auch ich habe meine Ex-Freundin jahrelang in Gelddingen belogen. Es ist so beschämend! Sie wusste zwar irgendwann von meinem Problem, ich habe ihr aber immer wieder gesagt:"Ich bekomme das schon in den Griff!", oder "Ich hab`s momentan gut im Griff!" Beides waren Lügen!
Es gibt für Dich nur zwei Möglichkeiten. Alternative 1: Du verlangst von ihm sich Hilfe zu holen (Therapie, Schuldnerberatung usw.), bietest ihm aber gleichzeitig Deine volle Unterstützung an. Alternative 2: Du gehst!
Ich habe mich mit meiner Freundin vor vielleicht 1,5 Jahren darüber verständigt, daß wir uns trennen müssen, solte ich nochmal zocken gehe. Zuvor hatte ich mal wieder jegliche Kontrolle verloren, und hunderte von Euros verspielt. Leider war ich auch hier wieder mal nicht völlig konsequent. Ich zockte etwas weniger exzessiv weiter. Erst nach einem völligen Blackout, zog ich die Konsequenzen und sagte ihr, daß wir uns trennen müssen. Das taten wir dann auch im November letzten Jahres.
Das löste bei mir aber noch nicht das sprichwörtliche "Klick" aus. Erst vor 2,5 Wochen war es soweit. Nach einem durchzockten Tag in der Hölle, fasste ich den Beschluss, allem eine Ende zu setzen. Auf die eine oder andere Art. Ich habe mich für die eine enstschieden. Therapie, Schuldnerberatung und habe Gott sei Dank dieses Forum entdeckt. Ich beschäftige mich seit diesem Tag, täglich und intensiv mit meiner Krankheit und es geht mir immer besser.
Erst hier habe ich wirklich erkannt, was ich meinen Freunden, meiner Familie und vor allem meiner Freundin angetan habe. Nich zuletzt was ich natürlich auch mir angetan habe. Mehrere Male saß ich tränenüberströmt vor dem Rechner, fassungslos wie ich jahrelang so blind sein konnte. Besonders der Beitrag von Silvia (Abschied) hat mich unbeschreiblich bewegt. Ich habe wieder über Ziele nachgedacht, über die gemeinsamen Ziel mit meiner Freundin. Sollten diese ganzen Ziele von meiner Sucht aufgefressen worden sein, für immer? Nein! Nein! Nein! Nein!
Ich habe über Glück nachgedacht. Was ist Glück? Wann wäre ich glücklich? Vor dem Automat? Nach einer dicken Serie? Vor 11 oder 12 Jahren vielleicht, kurzfristig! Nein, ich bin glücklich, wenn meine Ex-Freundin bei mir ist. Und noch viel mehr, wenn ich merke, daß sie glücklich ist. Liebe, eine richtige Familie, ein eigenes Haus, die Welt kennen lernen. Alles das bedeutete Glück! Und Gesundheit natürlich!
Jahrelang war ich überzeugt, daß ich meine Freundin nicht wirklich lieben kann, wenn ich ihr so etwas antue. Mittlerweile habe ich erkannt, daß ich krank bin. Und für eine Krankheit muss man sich nicht schämen. Was ich mir selber vorwerfe ist, daß ich erst so spät ernsthaft was unternehme um der ganzen Situation Herr zu werden.
Ich werde sie zurück gewinnen! Ich liebe sie mehr als alles andere auf der Welt! Sie zu verlieren, für mich würde eine Welt zusammen brechen. Ich glaube, daß sie mich auch noch liebt, vielleicht hoffe ich es auch nur! Kaum habe ich diese Zeilen geschrieben, fühle ich mich ein bisschen mies. Ich sollte sie endgültig frei geben, ihr eine Chance auf einen neuen zuverlässigereren Partner geben. Aber ich kann es nicht. Habe meiner Ex diese Internetseite genannt, damit sie, so wie sie möchte, Teil haben kann an meinem Heilungsprozess. Bei jedem Satz, den ich schreibe, hoffe ich, daß sie die Lügen der Vergangenheit ausblenden, und mir glauben kann. Glauben, daß ich endlich wieder zu Bewußtsein komme. Aber ich denke, nach all dem was passiert ist, ist das wohl zu viel der Hoffnung.
Aber ich weiß, daß ich es schaffen werde! Und ich weiß noch etwas: Wir zwei haben noch eine tolle Zukunft vor uns. Es gibt nichts was wir gemeinsam nicht erreichen können. Du bist DIE Frau in meinem Leben! Und ich werde kämpfen wie ein Löwe!
Ich bin mittlerweile vernünftig genug einzusehen, daß mit der Einstellung, die ich inzwischen habe, nicht alles automatisch gut wird. Das braucht Zeit, und diese Zeit wird mir und ihr die Sicherheit geben, daß es ausgestanden ist. Wenn wir uns jetzt loslassen, wie soll ich ihr dann beweisen, daß ich es besser kann, daß es schaffen werde. Wie soll ich ihr beweisen, daß ich diese Krankheit für uns niederkämpfen werde. Ich habe Angst, daß sie jemanden kennelernt, der all das ist, was ich nicht bin. Der all die Dinge richtig macht, die ich falsch mache. Der er ihre Wünsche und Träume erfüllt.
Der Gedanke daran macht mich verrückt!
Schatz, wenn Du das ließt: Ich bin so dankbar, daß Du mir noch nicht völlig den Rücken zugekehrt hast. Ich genieße jede Minute mit Dir! Ich erwarte nicht, daß Du mir glaubst, aber ich weiß, daß ich es schaffen werde! Ich werde es für uns schaffen! Kämpfen werde ich, kämpfen bis zum Umfallen, denn wir zwei haben die schönsten Jahre noch vor uns. Wir zwei wollen in dieselbe Richtung! Leider bin ich in den letzten jahren in genau die entgegengesetzte gegangen. Damit ist jetzt Schluß! Ich liebe Dich von ganzem Herzen!
"Everytime I look at you, Baby I can see the future!"
(Throwing It All Away, Phil Collins)
Sorry Dora, aber das ganze Thema ist unglaublich emotional für mich! Wenn in Eurer Beziehung noch viel Liebe ist, versuche alles ihm zu helfen. So komisch, wie sich das anhört, aber so etwas kann auch etwas Gutes mit sich bringen. Ich habe noch nie in meinem ganzen Leben Dinge so bewußt aufgenommen, versucht schöne Momente so zu genießen. Ich reinige gerade meinen Geist und meine Seele, und dabei bin ich erst am Anfang. Diese Chance hat auch Dein Partner.
Ich wünsche Dir alle Kraft die richtige Entscheidung zu treffen, wie auch immer die aussehen mag!
Alles Gute!
Der Merowinger