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Thema: Nun ist er in der Klinik ....

Hybrid-Darstellung

  1. #1
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    Standard AW: Nun ist er in der Klinik ....

    Hallo ihr Lieben,
    weiß auch nicht warum, habe noch 20 Minuten Zeit und möchte von mir selber schreiben.
    Vor 17 Jahren, lange ist es her und doch werde ich diese 10 Tage nie vergessen.
    Meiner Mutter wurden die Abbuchungen auf ihrem Konto zu häufig, hat der Werkmeister von der Baufirma auf dem Hof einen Nachschlüssel, kann er an das Konto meiner Mutter?
    Meine Mutter bat mich zur Polizei zu gehen. Das Tat ich auch und erzählte unverschämt die Geschichte vom Werkmeister.
    Nächsten Tag - früh Morgens ging ich zum Bahndamm. Duie Sonne ging auf, die Vögel sangen, Scheiße!
    Klappt auch nicht!
    Also bin ich nach langen 10 Tagen zur Kripo gegangen, habe mich selber angezeigt. Alle entwendeten Schecks (meiner Mutter) eingestanden;das erste mal in meinem Leben, daß ich über mein Spielen sprach, von Sucht wußte ich nichts! Und so habe ich vier Seiten Protokoll vier mal unterschrieben.
    Die Staatsanwaltschaft ermittelte, die Staatsanwaltschaft zerschlug das Vwerfahren.
    Die Spielschulden sind bezahlt.
    In meiner Selbsthilfegruppe habe ich in der Finanziellen Inventur gelern, daß Private Schulden vor Behörden, vor Bankschulden, ja sogar vor Schulden aus dem Rotlicht oder Vom Finanzhai gehen.
    Ich habe gelert, meine Sucht in mir zu integrieren, sie gehört zu mir, auch wenn der Gaul bisweilen durchgegt.#
    Selbstverletzungstendenzen, Konfrontationen und eine Lebens - Struktur konnt ich in einer Stationären Therapie im Allgäu lernen.
    Das Angenehme bleibt.
    Ein immer wieder kehrender Kontakt mit Betroffenen, eine immer wieder kehrende Befreiung:
    Ich brauche Heute nicht Spielen gehen,
    brauche nicht lügen, nicht stehlen,
    ich bin in Ordnung.
    In 15 Minuten werde ich meine Mutter treffen. Wir werden einfach zwanglos Essen gehen und es werden Themen in einem spirituellen Rahmen, Themer der Genesung serviert.
    Von "Alten Schuldgefühlen" ist nichts mehr über geblieben.
    Ich Danke Gott für meine Freiheit vom selbstzerstörerischen Glücksspiel und ich bin Dankbar, süchtiger Spieler zu sein.
    Andreas.
    Wäre ich sonst hier im Forum?

  2. #2
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    72

    Standard AW: Nun ist er in der Klinik ....

    Hallo, Nane,

    Hallo, Andreas,

    vielen Dank für eure Texte.

    @ Nane

    Es tut gut, wenn jemand mitfühlt. Und es tut gut, wenn jemand so fühlt wie ich. Ich war nun ein paar Tage mit Freundinnen weg und habe ein klitzekleines bisschen Abstand bekommen. Mir ist deutlicher geworden, dass ich so handeln werde, wie du es wahrscheinlich auch tun würdest. Einen Teil hab ich ja schon bezahlt. Den zweiten muss ich mir noch organisieren. Aber eine Freundin hat ihre Hilfe, auch finanzieller Art, angeboten. Ich werde es ihr in Raten zurückbezahlen, ich habe einen Job. Und meine Mann muss es mir, wenn er es kann, zurückbezahlen. So leicht kommt er mir auch nicht davon.
    Ich möchte auch, dass mein mann sich der Therapie widmen kann und nicht, dass er sich im Ort nicht mehr blicken lassen kann.
    Mir ist klar, dass trotzdem noch vieles passieren kann. Evtl. kommt es in die Presse, wenn jemand gerne und zu viel redet. Ist ja ein interessantes Thema. Aber ich kann dann auch sagen, dass niemandem außer mir ein Schaden entstanden ist.

    Ich glaube, dass ich mich damit am besten fühle und unsere Beziehun, unser Leben zusammen damit eine Chance hat. Aber ich kann mich auch irren.

    Danke für deine Wünsche. Dir auch alles Gute. Ute

    @ Andreas

    Ich verstehe dich, glaube ich. Dennoch werde ich mich anders entscheiden und habe Hoffnung, dass es gut gehen kann. Vielleicht denkst du, ich mach es falsch. Aber dann ist es so und ich werde meine Konsequenzen daraus ziehen müssen.
    Trotzdem DANKE für deine Offenheit und deine Geschichte.

    Alles Gute weiterhin, Ute

  3. #3
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    Standard AW: Nun ist er in der Klinik ....

    Hallo Ute,
    ich habe gerade gelesen, dass Du einen Teil der Schulden auf das Konto der Kita eingezahlt hast.
    Vielleicht erinnerst Du Dich an meinen Beitrag, in dem ich geschrieben hatte, dass mein Start in das spielfreie Leben dadurch erleichtert wurde, dass man mir meine Schulden an die Bank beglichen hatte und mir damit sehr viele Sorgen genommen wurden.
    Vielleicht hatte ich mich in diesem Beitrag ein wenig missverständlich ausgedrückt, als ich schrieb, dass ich bei Null (kein Soll mehr auf dem Konto)mein neues Leben beginnen konte.
    Es ist nicht so, dass man mir dieses Geld geschenkt hat. Ich bin dabei, die letzten monatlichen Raten abzuzahlen und ich denke, dass dies auch der richtige Weg für mich war.
    Mir persönlich hat es sehr gut getan, dass man mir nach allem was geschehen war immer noch vertraut hatte indem man mir diesen Riesenbatzen Geld "vorgestreckt" hatte und ich damit erst einmal wieder Land sehen konnte.
    Ich hoffe sehr für Dich, dass Dein Vertrauen belohnt wird und irgendwie freue ich mich über Deine Entscheidung und ich sehe dahinter in erster Linie wohl mehr das Gefühl, dass Du für Deinen Mann hast als als ein coabhängiges Verhalten.
    Noch einmal, ich hoffe sehr, dass Deine Geschichte ein gutes Ende hat nicht zuletzt auch deswegen um aufzuzeigen, dass jeder Weg, den hier Spieler als auch Co´s gehen immer ein ganz individueller ist.
    Alles gute für Dich und hätte ich 100 Daumen, so würde ich jeden einzelnen für Dich und Euch drücken.
    Sternchen

  4. #4
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    72

    Standard AW: Nun ist er in der Klinik ....

    Guten Morgen, Sternchen,

    deine Antwort tut richtig gut. Ich habe Tränen in den Augen, weil es mich so anrührt. Ich danke dir. Ich überlege jetzt sogar auch (schon seit einigen Tagen), ob ich den anderen Teil auch noch bezahle, eine Freundin hat mir ein zinsloses Darlehen angeboten. Denn ich merke schon jetzt, dass auch mir ein Teil Last genommen wurde. Die Kita hat dann wenigstens keinen Schaden genommen. Keiner kann deswegen mit dem Finger auf mich, auf meinen Sohn zeigen.
    Bisher muss ich sowieso sagen, habe ich viel Unterstützung erfahren, viele Menschen, auch wenn sie nur eine ungenaue Antwort über den Aufenthalt meines Mannes erfahren, bieten ihre Hilfe an. Naja, vielleicht gerade deswegen? Aber ich glaube es nicht.

    Auf jeden Fall geht es mir schon etwas besser als am Anfang- der Zustand wird mehr und mehr Alltag.

    Auch hier erfahre ich positive Rückmeldung, und das tut sooooo gut.

    Ich danke euch allen, alles Gute und einen schönen Sonntag, Ute

  5. #5
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    Standard ich habe lange nichts mehr gelesen.....

    Guten Morgen Ute,

    ich habe gerade eben Deinen letzten Beitrag noch mal gelesen und frage mich, wie es Dir und Deinem Mann wohl geht.
    Habt Ihr Kontakt? Wie hat Dein Mann auf Deine Zahlung an die Kita reagiert?
    Fragen über Fragen.....

    Ich würde mich freuen, wenn Du einfach mal schreiben würdest wie es Dir/Euch geht.

    Wünsche Dir einen schönen Sonntag!

    Sternchen

  6. #6
    Registriert seit
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    Standard AW: Nun ist er in der Klinik ....

    Hallo, Sternchen,

    danke, dass du nachfragst.

    Ich glaube, dass es meinem Mann besser geht. Die Wochenenden sind für ihn langweilig, für mich ist es zu teuer und zeitaufwändig, dorthinzufahren. Das tut mir Leid, aber er versteht es.
    Wir telefonieren immer nur kurz, denn es tut uns sonst nicht gut. Zu schnell vergreift sich einer von uns im Ton oder spricht das Thema Geld an oder oder oder und es kann dann nie richtig geklärt werden. Deshalb haben wir uns aufs Briefeschreiben geeinigt, und das klappt sehr gut. Dort kommt dann alles auf den Tisch. Die Telefonate sind eher oberflächlich und der Kontakt zwischen ihm und unserem Sohn.

    Bezüglich der Zahlung, die ich ihm auch telefonisch mitteilte, gab es ähnliche Missklänge. Es kann natürlich sein, dass ich sie nur so empfinde, weil ich überempfindlich bin. Jedenfalls war er erstaunt, weil er davon ausgegangen war, dass ich sie nicht bezahlt hätte, freute sich aber auch nicht darüber. Zu meinem Einwand, ich, wir wollten nicht in der Presse/ Öffentlichkeit zerrissen werden, äußerte er sich nicht. Dieses Telefonat war, glaub ich, der Anlass, warum ich nicht mehr telefonieren wollte, wenigstens nicht über so ernste oder emotionale Dinge.

    Ja, ich glaube, es war trotzdem eine gute Entscheidung, in eine Klinik zu gehen.
    Aber es liegt auch noch ein Berg vor mir. Ab Donnerstag muss ich wieder arbeiten, unser Sohn in die Schule und ich kann mir für die nächsten 6 Wochen den Alltag noch nicht so gut vorstellen. Ich hoffe auf Verständnis von meinen Kollegen und Hilfe von den Nachbarn.
    Und dann werde ich Mitte September für 3 Tage zu ihm fahren, von denen 2 Tage ein "Familienseminar" sind. Darauf bin ich sehr gespannt.

    Ich habe schon jetzt das Gefühl, dass er sich verändert hat, aber da mitzuhalten, weil ich doch keine Unterstützung therapeutischer Art bekomme, fällt mir schwer. Einerseits freue ich mich total auf das Treffen und Wiedersehen, andererseits habe ich auch Angst davor.

    Kannst du das verstehen und nachfühlen?
    Ich kann im Moment nicht sagen, ob die positiven oder negativen Gefühle überwiegen, wenn ich in die Zukunft blicke.

    Und wie geht es dir? Wie sieht es bei euch aus?

    Liebe Grüße, Ute

  7. #7
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    3

    Standard AW: Nun ist er in der Klinik ....

    Hallo,

    ich möchte ein wenig erzählen wie es bei mir gewesen ist als ich 12 Wochen in der Klinik gewesen bin. Ich lege einfach mal los und ich hoffe es verwirrt Dich nicht wenn ich von " Höckchen aufs Stöcken " komme.

    Erstmal möchte ich Dir sagen, dass ich es richtig finde, dass Du das Geld bezahlt hast. Es ist richtig, dass jeder Spieler für das was er getan hat gerade stehen muss. Und es gibt auch Momente wo es besser gewesen wäre du hättest das Geld nicht bezahlt. Aber in eurem Fall ist dein Mann 12 Wochen in der Klinik und braucht keinen Tritt mehr um etwas für sich zu tun. Dieser Schritt ist für euch beide nicht einfach. Aber er kann der entscheidende in eurem Leben sein. Ich hatte viele Möglichkeiten um zu begreifen was mit los ist. Aber erst die stationäre Therapie und dort intensive Behandlung hat mir die Möglichkeit gegeben meine Probleme anzugehen. So lange ich im tagtäglichen Stress war hatte ich für mich immer eine Begründung / Ausrede warum ich Spielen konnte. Natürlich ist es noch wichtig wie jeder einzelne die Therapie annimmt. Aber ich glaube nicht, dass ich es 12 Wochen lang geschafft hätte den Therapeuten / Partner etwas vorzuspielen. Die Lügerei im " normalen Leben " ist da etwas anderes. Diejenigen die es versucht haben mit Lügen / Schauspiel durch die Therapie zu kommen sind aufgeflogen. Weil du nicht mehr mit Partner / Bekannten / Arbeitskollegen zusammen bist sondern mit Menschen die dich genau betrachten. Damit meine ich nicht hauptsächlich die Therapeuten sondern die anderen Pateienten. Speziell die Spieler. Wir konnten allen etwas vormachen aber wir haben gelernt andere Menschen gut beurteilen zu können. Das brauchten wir ja auch für unsere Sucht.
    Damit wollte ich Dir sagen, dass Du den Aufenthalt in der Klinik wirklich positiv sehen kannst. Dann zu der Veränderung die Du bei deinem Mann festgestellt hast. Meiner Meinung nach ein gutes Zeichen, dass er die Therapie ernst nimmt. Ich habe in der Klinik nicht gelernt nicht mehr zu spielen sondern ich habe gelernt meine Probleme festzustellen und diesezu bekämpfen. Es sind zu 90 % immer die gleichen Probleme gewesen. Wie gehe ich mit Problemen um, was bin ich mir selbst wert, bin ich selbstsicher ...
    Und das zählt auch für andere Krankheiten die dort in der Klinik behandelt wurden. Das hat gezeigt, dass ich meine Probleme im Griff bekommen muss und damit sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass ich den Ausweg Spielen suche. Ich weiss, dass diese Einstellung hier im Forum sehr kontrovers diskutiert wird. Aber ich bin davon überzeug. Es war öfters Thema in meinen Einzelgesprächen / Gruppengesprächen. Was komisch war, dass in den Gruppengesprächen die Spieler teilweise nicht der Meinung waren aber in Einzelgesprächen die Therapeuten mich in dieser Meinung voll unterstützt haben. Was jetzt nich heißt, dass ich kein Spieler mehr bin wenn ich selbstsicher bin und ich gut mit meinen Problemen umgehen kann. Das ist nicht so. Ich werde meine Leben lang aufpassen müssen, dass sicher dieser Automatismus nicht mehr einstellt. Aber das kann ich auch lernen und da muss ich jeden Tag für arbeiten.
    In der 6 Woche wird er sich jetzt in der Phase befinden wo er sich konkret mit seinen Problemen auseinander setzt. Das ist für ihn nicht einfach. Ich mußte es akzeptieren, dass es so ist wie es ist. Manchmal ist es ein Moment wo du das begreifst und es geht in 2 Tagen mehr voran als in 3 Wochen vorher.
    Die Probleme bei den Telefonaten hatte ich mit meinem Partner auch. Er will das was er " gelernt " hat anwenden und fühlt sich dann schnell nicht verstanden wenn Du nicht für ihn richtig darauf reagierst. Du möchtest einach nur über deine Gefühlslage sprechen. So redet man aber aneinander vorbei. Mir haben diese Telefonat richtig zu schaffen gemacht und ich habe mit meiner Therapeutin darüber geredet. Sie hat mir viele Tipps gegeben die für mich und unsere Beziehung nachher sehr wichtig waren. Das kann man lernen mit solchen Situationen umzugehen. Das kann die Beziehung ein ordentliches Stück nach vorne bringen. Das wäre doch auch ein Thema für das Familienseminar. Das finde ich übrigens super, dass die Klinik das anbietet. Das spricht ganz klar für die Klinik und für die Ernsthaftigkeit der Behandlung.
    Versuche dir doch schon einmal Gedanken zu machen was Du dort alles klären möchtest. Im Beisein von Therapeuten ist es einfacher Probleme zu meistern als alleine. Sehe die Arbeit der Therapeuten als Handwerk. Mir hat es geholfen es so sehen. Du verlierst eine Menge Ängste.

    Ich könnte noch stundenlang schreiben aber die Pflicht ruft. Ich hofft Du schreibst weiter was euch betrifft und ich würde mich gerne noch einmal melden.
    Zum Ende möchte ich Dir sagen, das es normal ist, dass du nicht so genau weißt was kommt. Aber es kann sogar aus diesem " Mist" etwas positives herauskommen, dass es ohne das Spielen nicht gegeben hätte. Ohne das Spielen hätte ich weniger Schulden aber ich hätte nicht den Weg zu mir gefunden. Und es macht den Weg auf für eine bessere Partnerschaft / Beziehung. Jetzt das letzte. Das a und o ist reden. Soviel reden wie es nur geht. Und versuchen immer bei sich zu bleiben. Das ist nicht einfach aber man kann es lernen.

    alles Gute

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