Hallo Mikosch,

ich kenne dieses Stadium, in dem Du Dich befindest sehr gut - ich braucht einige Zeit, bis mein Wille stark genug war, um endgültig mit dem Spielen aufzuhören. Ich habe mir in den letzten Jahren immer wieder gesagt, ich MUSS endlich aufhören mit dem Spielen, weil ich mich finanziell immer heftiger ruinierte und ich spürte ganz deutlich, wie mich die Sucht immer mehr gefangen nahm, wie ich mich isolierte, wie ich mich "gestört" fühlte, wenn mich ein Freund anrief und ich gerade am Zocken war (Geldautomaten) und teilweise auch verärgert das Handy ausschaltete, um ungestört weiterspielen zu können. Natürlich ärgerte ich mich hinterher immer mehr, wenn ich wieder den kompletten Lohn verzockt hatte, mir Geld zum Überleben leihen musste oder eben Kredite erhöhen musste etc. Ich fühlte mich als absoluter Versager, kam aber nicht heraus aus diesem Teufelskreis, war noch nicht weit genug unten...

Irgendwann bekam ich im Dezember letzten Jahres immer mehr das Gefühl, dass die Aufsichten in der Spielhalle schon Mitleid mit mir hatten, wenn erneut diverse Hunderter verzockt wurden - und das war ein absolut mieses Gefühl!

Entscheidend war dann eine Situation im Januar diesen Jahres, als ich mit einem älteren Herrn als einziger in einer Spielhalle saß und auch noch den Jackpot holte - und natürlich auch verzockte. Der Herr fragte mich, ob ich schon mal bei den anonymen Spielern gewesen sei - er sehe sich noch nicht so gefährdet, es gäbe ganz andere Kaliber dort..... Hinzu kam, dass an der Kasse auch Flyer von SHG auslagen und so kam ich wirklich ins Grübeln. Der ältere Herr nervte mich wahnsinnig mit seinem Gerede aber mir war an diesem Abend klar, dass ich wirklich spielsüchtig bin und dass es Zeit wird, daran etwas zu ändern.

Ich habe dann am Abend das Wort "Spielsucht" im PC eingegeben und landete hier im Chat - und traf dort jemanden, der sich meiner annahm und mich bis heute durch den Spielentzug begleitet. Ich rutschte nach kurzen 15 Tagen noch einmal aus und bin nun aber seit mehr als 30 Wochen spielfrei.

Ich will Dir damit sagen, dass ich für mich erst an einem gewissen Punkt ankommen musste, bis ich tatsächlich das Ruder herumreissen konnte. Am wichtigsten war und ist für mich dieser eine Mensch, mit dem ich einen sehr intensiven Austausch habe - ich konnte nach langer Zeit endlich mal über all meine Geschichten sprechen - vielmehr schreiben, was die Sache noch intensiver machte.

Für mich habe ich also den Ausstieg gefunden, weil ich jemanden gefunden hatte, der mir vermittelte, dass ich an mich glauben kann - und muss. Ich wurde bestärkt, mich selbst anzunehmen und mich zu lieben mit meiner Vergangenheit und mir auch meine Fehler zu verzeihen - denn es geht nicht darum, sich selbst klein und schwach zu machen, indem man sich selbst die Fehler immer wieder vorhält und im Selbstmitleid ertrinkt.

Für mich kommt es nicht in Frage, eine SHG oder sonstige Gruppen zu besuchen, ich brauche auch keine Therapie -weder ambulant noch stationär - ich brauchte einen Menschen, der mir sagt, dass ich an mich glauben solle.

Es geht auch alleine, es geht mit dem eigenen Willen, den mir keine Gruppe ersetzen kann - aber es ging für mich nur, weil ich jemanden an meiner Seite habe, auf den ich mich zu hundert Prozent verlassen kann.

Ich wünsche Dir auch so jemanden!

Alles Gute
wünscht
der Ziegenbock