Liebes Sternchen (mit den manchmal leicht lädierten Zacken),

ich hoffe, Du kannst es verstehen, dass ich zunächst einmal auf den Beitrag von Andreas antworten möchte. Dieses Wort nahm mir fast den Atem und so kann ich es gut nachempfinden, was Du ausdrücken willst.

Wenn ich genau weiß, wo und an was es hapert bei anderen Menschen. Wenn ich es manchmal schon an einem Wort festmachen kann,
wenn ich das Gefühl habe, demjenigen die Erfahrungen, die daraus sprechen ersparen zu können, weil ich sie gemacht habe und weiß, wie schmerzhaft sie sind.
Wenn ich dann noch die Gabe besitze, diese Dinge an- und auszusprechen und
verständlich rüberbringe...meine, er sagt er versteht es und tut genau das Gegenteil, oder macht einfach weiter... wie auch immer, nur er nimmt meinen Ratschlag nicht an.
Wenn ich mich dann noch emotional an den Menschen gebunden fühle und da reicht ja meist schon ein gemeinsames Problem und gleichzeitig die Komunikation (die bei den meisten Menschen ihre liebenswerten Seiten zeigt), dann ist es sehr schwer, sich nicht mit deren Problemen zu identifizieren und sie sich zu eigen zu machen. Erschwerend kommt auch oft noch hinzu, dass ich mich dann nicht mit mir selbst beschäftigen muss (was ich aber bei Dir nun wirklich nicht so sehe, meistens)

Ich glaube nicht, dass es den wirklichen richtigen goldenen Mittelweg gibt. Es ist eher eine Gradwanderung und je nach - keine Ahnung was - tritt man mal links oder auch rechts daneben. Manchmal geht man einen Umweg, manchmal verläuft man sich, ab und an kommt man ganz woanders an - auch das ist das Leben.

Mit diesem Bewußtsein gelingt es mir persönlich zu sagen: Leben und leben lassen. Kein Mensch ist vollkommen. Jeder von uns ist ein Individium, einzigartig und unverwechselbar. Jeder hat seine kleinen und großen Ecken, Kanten, Marotten.

Ich für mich selbst habe gelernt, dass ich niemanden helfen kann, der sich nicht helfen lassen will und ich habe gelernt, dass ich viel zu viele Ecken und Kanten und Marotten habe, als das ich es mir leisten kann, nur für die anderen dazusein. Es ist mir ein Bedürfnis, mich mitzuteilen, es gehört zu mir und es hilft mir immer wieder, mein Bewußtsein für mich zu schärfen. Schön, wenn es gleichzeitig anderen hilft - aber das geht wirklich nur, wenn die anderen es wollen.

Marlies