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Thema: Mein Leben bzw. was davon geblieben ist ...

Hybrid-Darstellung

  1. #1
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    Standard AW: Mein Leben bzw. was davon geblieben ist ...

    Hallo Boomer,

    ich möchte Dir gerne auf Deine Zeilen antworten.
    Zuerst einmal fühle ich mich nicht geheilt oder sowas, von daher würde ich von mir selber nicht sagen, das ich es geschafft habe, denn das hört sich endgültig an. Ich bin spielfrei und habe seitdem einige Baustellen in meinem Leben fertiggestellt, die ich während des Spielens entweder gar nicht sah oder brach liegen lassen hatte.
    Dennoch werde ich mein Leben lang ein Spieler sein, der nie wieder kontrolliert spielen kann.
    Ansonsten stimme ich mit Dir überein, das es viele Wege gibt, wobei ich heute sagen würde, das die Wege nur dann ernsthaft beschritten werden, wenn die Aussichtslosigkeit direkt vor der Tür steht. Dann gibt es zwei Wege, Aufgabe oder etwas tun. Und Aufgabe ist ja kein Weg.
    Ich war nicht bereit etwas zu tun, bevor nichts mehr ging. Da ich nach über 13 Jahren Spielfreiheit rückfällig wurde (beim ersten mal bin ich den Weg auch ganz alleine gegangen), habe ich es beim zweiten Mal anders gemacht. Ja, das ist Erfahrung und die kann und will ich keinem einprügeln sondern nur vermitteln.
    Mit der Suche nach Ursachen bin ich sehr vorsichtig, da m.E. die Spielfreiheit an erster Stelle steht. Erst wenn diese gefestigt ist, macht es in meinen Augen Sinn, sich mit den Ursachen zu beschäftigen. Ich wusste immer ganz gut, warum ich die Ablenkung in der Halle gesucht habe. Ich bin ab dem 7. Lebensjahr ohne Vater aufgewachen, der Selbsmord begangen hat. Meine Mutter war mit der Erziehung von drei Kindern hoffnungslos überfordert. Als ich dann während des Abis nichts mehr auf die Reihe bekam, bin ich in die Halle geflüchtet - 11 Jahre lang. Und jedes Jahr gab es dann immer mehr Gründe, zu flüchten, denn das Spiel erhöht diese zwangsläufig.

    Aber dieses Wissen hat mir nichts geholfen, ausser mich vielleicht selbst zu bedauern. Heute gehe ich recht friedvoll damit um, denn es war eben so und ich habe was getan um meine Situation heute zu verändern.

    Du hast sicherlich recht, das es mir (so lese ich es zwischen den Zeilen) nicht zusteht, anderen Ratschläge zu erteilen. Gestehe mir aber zu, das ich hier auf Selbstmitleid reagiere, da dieses immer kontraproduktiv ist.

    Oft wenn ich von Spielern hier lese, die so mittendrin sind (will sagen - noch heiß auf das Spiel aber auch schon bekannt mit der Verzweiflung) würde ich am liebsten schreiben: Mache schnell, bringe alles verfügbare Geld in die Halle/Casino/zu den Buchmachern: dann bist Du frei für den festen Willen, mit dem Spielen aufzuhören. Aber der Tip ist wohl erst recht schlecht, wenn auch im Grunde wahr. Grenzen sind sowieso bei allen völlig verschieden.

    Ratschläge sind oft Schläge. Ja, das stimmt. Und meine Erfahrung ist, ohne diese Schläge wache ich nicht auf. Und wenn ich sie nicht hören will, tun sie auch nicht weh, sondern gehen links rein und rechts raus.

    Gruss, Joachim

  2. #2
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    Standard AW: Mein Leben bzw. was davon geblieben ist ...

    Hallo Joa- Nein du hast falsch zwischen den Zeilen gelesen. Ich wollte dir nicht sagen, dass du keine Ratschläge geben sollst. Das Sprichwort- Ratschläge sind schläge- trifft möglicherweise für mich selber zu. Wenn auch nicht unbedingt jetzt, was Spielsucht betrifft. Ich selber habe während meiner Spielsucht meines gleichen- sprich Spielsüchtigen auf jegliche Weise versucht raus zu helfen, das ist mir erfreulicherweise auch gelungen beim einen oder anderen- gab mir selber gleichzeitig auch Kraft nicht zocken zu gehen- denn ich hatte irgendwie ein verantwortungssgefühl gegenüber den Menschen, denen ich versuchte aus der Spielsucht zu helfen.

    Deine Zeilen habe ich mehrmals gelesen- möchte jedoch nicht unbedingt jetzt darauf eingehen. Es ist Deine Geschichte- Du hast an Dir gearbeitet und es schliesslich geschafft. Du kannst stolz auf dich sein! Vor allem muss ich Dir vollkommen recht geben- indem du sagst, zuerst sollte man an der Spielsucht arbeiten- erst dann die anderen Baustellen beseitigen.

    Wünsche Dir eine schöne Adventszeit und alles Gute für Deine weitere Zukunft.

    Gruss Boomer

  3. #3
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    Standard AW: Mein Leben bzw. was davon geblieben ist ...

    Danke Boomer,

    Dir und allen Anderen hier im Forum auch eine gute und glückliche Adventszeit.

    Ich empfinde die verschneite Landschaft als wunderschön und auch wenn das heutige Empfinden im Alltagsstress ein anderes als in der Kindheit ist, bin ich froh und dankbar, wieder die Landschaft zu sehen und dabei Freude empfinden zu können und optimistisch nach vorne blicken zu können.

    Viele Grüße,
    Joachim

  4. #4
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    Standard AW: Mein Leben bzw. was davon geblieben ist ...

    Hallo,

    dieser Beitrag ist von mir und ich wollte mal so Schreibe wie es mir seit dem erging. Aber erstmal wollte ich mich bei allen bedanken die mir nette Worte, Tipps und einfach auch Mut gegeben haben. Leute die es geschafft haben wie JOA.

    Also am Tag an dem ich diesen Beitrag schrieb war ich wirklich am Boden, glaube tiefer wäre es gar nicht mehr gegangen. Mir wurde erstmals so richtig bewusst wieviel Geld ich verspielt habe, nein nicht verspielt, verbrannt habe. Regelrecht verbrannt, vernichtet.

    Nachdem ich den Text geschrieben habe und auch einige andere Beitrage hier gelesen habe, bin ich her gegangen und habe meine TAN Liste verbrannt. Somit konnte ich nicht mehr per giropay, sofortüberweisung und das ganze gedöns einbezahlen. So dumm das klingt, dieses DIN A4 Blatt brennen zu sehen war sehr befreiend. Danach habe ich jeden Buchmacher angeschrieben und eine Löschung meines Kontos verlang. Viele wollten mir nur einen Time out geben, aber ich bestand auf eine Löschung und Bestand darauf das sie mich auch kein neues Konto mehr eröffnen lassen. Ob das wirklich so ist, weiss ich nicht. Habe nicht versucht eins zu eröffnen.

    Kreditkarte besitze ich schon seit fast einen halben Jahr nicht mehr. Und somit bleibt nur noch die Paysafecard zum einbezahlen. Zum Glück wohne ich auf dem Dorf und hier gibt es keine zu kaufen, auch keinen dieser neumodischen Automaten bei denen man Handyguthaben und auch paysafecards rauslassen kann. Zur nächsten Stadt sind es gute 4 km. Ich war schon zweimal auf dem Weg dort hin mit dem Ziel mir eine psc zu kaufen. Doch jedes mal habe ich auf ca. halbem Weg umgekehrt, weil dann doch wieder die "Vernunft" kam.

    Ich habe seit ich das Thema eröffnet habe KEINE EINZIGE WETTE abgeschlossen und darüber bin ich sehr froh. Aber das beste ist, das ich so gut wie nie ein verlangen danach habe. Ich habe wirklich die hoffnung das ich es aus eigener Kraft schaffen kann und werde. Es ist zwar erst knapp ein Monat aber ich bin guter Dinge :)

  5. #5
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    61

    Standard AW: Mein Leben bzw. was davon geblieben ist ...

    Hallo "schon etwas fröhlichere Seele",

    es freut mich, Deine Zeilen zu lesen und darin zu erkennen, das Du den Schritt zum spielfreien Leben gemacht hast.

    Dieser Schritt ist relativ einfach, verglichen mit dem Weg, den Du nun vor Dir hast, nämlich spielfrei zu bleiben.

    Auf der einen Seite wird es jeden Tag einfacher, weil der Abstand größer wird und damit der Drang zum Spielen abnimmt. Auf der anderen Seite aber bleibt das Suchtgedächtnis stark, deshalb brauchst Du eine wirkliche Kompensation fürs Spielen, mit der Du auch Zufriedenheit erlangst.
    Vielleicht überlegst Du auch mal, warum Du gespielt hast und findest Antworten, die Dir ein Gegensteuern zu diesen Verhaltensweisen ermöglichen.

    Und die Spielfreiheit erlaubt Dir mit der Zeit, Ehrlichkeit Dir und allen anderen, auch Deinen Eltern gegenüber, aufzubringen.

    Also, wirklich super, das Du nun schon viele Tage spielfrei bist, ich hoffe, dadurch hast Du schon viel Befreiung erfahren und wünsche Dir, das Du auch heute und morgen ohne Spiel bleibst und so entspannte Weihnachten erleben wirst.

    Aber eines, was ich schon Boomer schrieb, auch noch einmal an Dich: Ich habe es nicht geschafft - ich erlaube mir jeden Tag, nicht spielen zu müssen. Und das jeden Tag neu. Was morgen ist, weiss ich nicht.
    Einige Spieler, die ich persönlich kennenlernen durfte, haben mit dieser Lebenseinstellung schon Ihr 25 jähriges Trockenjubiläum feiern können.

    Dir alles gute auf den Weg,
    viele Grüsse, Joachim

  6. #6
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    318

    Standard AW: Mein Leben bzw. was davon geblieben ist ...

    Hallo traurige seele

    es ist schon wahr, dass Jeder erst dann die Motivation bekommt etwas zu ändern, wenn es nicht mehr anders geht...fals die eigene Entscheidung da nicht klar und hin und her schwankt.Dieser persönliche Tiefpunkt muss kommen, damit sich etwas in eine andere Richtung bewegt.

    Ob du es auf Dauer allein schaffen wirst, wirst du ja merken und kannst dir ja zu jeder Zeit Hilfe suchen. Es steht dir ja frei und es gibt Hoffnung. Es ist keine Schande oder Schwäche wenn man es allein nicht schafft hab ich bemerkt :-) Das Umstezen bleibt dann eh an jeden selber wieder hängen, da kann nämlich niemand bei helfen.

    Allerdings fühle ich mich heute in meiner Gruppe so wohl und aufgehoben, dass ich das nicht mehr missen möchte. Hab ich mir nie so vorstellen können aber ist nun eine neue Erfahrung für mich.

    Du hast nun erste Schritte in eine andere Richtung gemacht. Als ich das tat, dachte ich wenn ich nicht mehr spiele ist alles ok...doch da habe ich mich getäuscht. Es wartet noch mehr arbeit auf mich. Das fällt machnmal schwer und macht angst oder schmerzt. Es wurde mir gesagt, das ist normal und gehört zur Veränderung, wurde gefragt,ob ich bereit dazu wäre. Ich sagte damals leichfertig ja klar ...ich hatte aber keine Ahnung was da jetzt noch alles so passiert. Deshalb bin ich froh, mich nicht allein mit meinen Problemen zu fühlen.


    Ich wünsche dir weitere spiel-freie 24 Std
    und immer viel Mut dich deinen Ängsten zu stellen

    und schöne Weihnachtstage :-)

    lg Charlotte

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