Hallo zusammen (wer auch immer noch hier ist...)

Ich hab mich eine Weile rar gemacht. Aber es ist viel passiert. Rückblickend war das Jahr 2013 eines der spannendsten überhaupt... Von der Reha ist einiges hängen geblieben. Ich bin mittlerweile wesentlich ausgeglichener und gelassener im Umgang mit mir und anderen. Ich achte mehr auf mich und meine Wahrnehmung. Obwohl ich von positiven Aspekten der Reha in Bezug auf die Spielsucht berichtete, musste ich im November 2013 nochmal die Halle aufsuchen. Ich hatte nach der Reha noch immer partiell meine Faust fest geschlossen und einige Male mächtig mit Spielgedanken zu tun. Das bedingte sich durch die Tatsache, dass ich mir den Stempel "spielsüchtig" vor 2 Jahren selbst aufgedrückt hatte. Aber stimmte das auch wirklich? Ich habe immer wieder gehört, dass es keinen Weg zurück in die Halle gibt, kein kontrolliertes Spielen, keine Möglichkeit, es als Freizeitbeschäftigung auszuüben. Aber galt das auch für mich? Ich vermisste das Spielen, nicht alles war nur negativ. Es half mir zeitweise über meine PTBS hinweg, half mir, meine Gefühlsschwankungen für den Moment zu bewältigen. Ich musste es wissen... Und ich habe mich vorbereitet in die Halle zu gehen und zu erfahren. Ich wusste, wenn ich von meiner Fernbeziehung nach Hause fahre, dann gehts mir emotional nicht gut. Dieses Gefühl ist unter anderem ein Auslöser für Spieldruck. Also wählte ich solch einen Tag. Nahm mir 35€ mit, ließ die Bankkarte zu Hause, informierte noch eine Vertrauensperson (die es mir noch ausreden wolle) und ging erst so spät los, dass ich um 3 Uhr (also nach ca. 1,5h) der Halle verwiesen werde, wenn ich es allein nicht schaffe. Und es war erschreckend. Ich war zwar angstfrei in die Halle gegangen, warf die erste Münze ein und spielte. Es war, als ob die 1,5 Jahre spielfrei nie existierten. Ich zockte und verlor die Kontrolle über Zeit und Einsatz. Ich gewann, hatte Freispiele und konnte lange nicht aufhören. Der Automat lief und lief. Selbst als ich den ersten Gewinn auszahlen ließ, ich steckte nach. Das Gefühl war erschreckend und gleichzeitig so losgelöst von allem. Kurz vor der Schließzeit schaffte ich es endlich, den Gewinn zu nehmen, umzutauschen und nach Hause zu gehen. Die Nacht war dann kurz und nachdenklich. Hab ich das wirklich gebraucht? Ja! Ich nenn das mal paradoxe Intervention. Spielen um Klarheit zur Spielfreiheit zu bekommen. Und es hat funktioniert. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass ich spielsüchtig bin und auch bleibe. Es hatte sich nichts, aber auch gar nichts verändert. Ich bin darüber auch nicht traurig, es ist wie es ist. Und das habe ich allein aus dieser Erfahrung für mich mitgenommen. Seitdem bin ich so klar in mir und habe keine Spielgedanken, selbst bei Gefühlsschwankungen, fühle mich frei... Ich bleibe dennoch im Gespräch, besuche meine SHG weiterhin und beschäftige mich mit mir und der Spielsucht. Es kann ja auch mal anders kommen...

Die Nachsorge hatte ich letztes Jahr aufgesucht und dann abgelehnt. Es wären nochmal alle Themen der Klinik aufgegriffen worden. Und das brauchte ich nicht. Ich hab ein stabiles Umfeld und meine SHG + Foren und bin gut ausgerüstet. Notfallkoffer ist gepackt, ich verändere mich und meine Lebensumstände zum Positiven und fühle mich wohl. Auch wenn ich mal in alte Muster verfalle, dann überprüfe ich mich selbst. Und das geht, weil ich im Kontakt bin und nicht alles allein mit mir ausmache.

Ich bin so dankbar, dass ich den Weg gegangen bin... Jeder Schritt und Wegbegleiter war wichtig.
Danke für's Lesen...

Pearl